Was ist eigentlich systemische Beratung?

Entwicklung der systemischen Beratung

Die systemische Beratung hat ihre Wurzeln in der Systemtheorie und der Familientherapie der 1950er und 1960er Jahre. Pioniere wie Gregory Bateson und Virginia Satir erkannten, dass Probleme nicht isoliert betrachtet werden können, sondern immer im Kontext des gesamten Systems gesehen werden müssen. Sie betonten die Bedeutung von Kommunikation, Interaktion und Beziehungen für die Entstehung und Aufrechterhaltung von Problemen.

In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich die systemische Beratung weiter und integrierte Erkenntnisse aus verschiedenen Disziplinen wie der Kybernetik, dem Konstruktivismus und der Lösungsorientierung. Heute ist sie ein etablierter Ansatz, der in vielen Bereichen wie der Familienberatung, der Organisationsentwicklung und der Coaching-Praxis Anwendung findet.

 

Merkmale und Prinzipien der systemischen Beratung

  • Ganzheitlichkeit: Der systemische Beratungsansatz geht davon aus, dass jedes Individuum Teil verschiedener Systeme ist, wie beispielsweise Familie, Freundeskreis, Arbeitsumfeld oder Gesellschaft. Diese Systeme beeinflussen das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen und sind wiederum durch die Interaktionen der Beteiligten geprägt. Die systemische Beratung betrachtet dich daher immer im Kontext deiner sozialen Systeme und Beziehungen und berücksichtigt die Wechselwirkungen zwischen dir und deiner Umwelt.
  • Zirkularität: Probleme werden nicht linear-kausal, sondern zirkulär verstanden. Das bedeutet, dass Ursache und Wirkung in einer kreisförmigen Beziehung zueinander stehen und sich gegenseitig beeinflussen.
  • Ressourcenorientierung: Die systemische Beratung fokussiert sich auf die Stärken und Ressourcen von dir. Sie geht davon aus, dass du bereits über die notwendigen Fähigkeiten und Potenziale verfügen, um Probleme zu lösen und Veränderungen herbeizuführen.
  • Lösungsorientierung: Der Fokus in der systemischen Beratung wird nicht nur auf deine Probleme, sondern besonders auf die Lösungen gerichtet. Sie unterstützt dich dabei, deine eigene Lösungsideen zu entwickeln und umzusetzen.
  • Reframing: Beim Reframing geht es darum, Probleme oder Situationen in einen neuen Rahmen zu setzen und ihnen eine andere Bedeutung zu geben. Durch die Veränderung der Perspektive können neue Lösungsmöglichkeiten sichtbar werden. Ein Beispiel für Reframing wäre, ein „Problem“ als eine „Herausforderung“ zu betrachten.
  • Stärkung der Eigenverantwortung: Die systemische Beratung zielt darauf ab, dich in deiner Selbstwirksamkeit zu bestärken. Anstatt Ratschläge zu erteilen, unterstütze ich dich dabei, eigene Ressourcen zu entdecken und zu nutzen. So lernst du, Verantwortung für dein Leben zu übernehmen und aktiv Veränderungen herbeizuführen.
  • Neutralität: Die Haltung der systemischen Berater*in ist neutral und ohne Vorurteile. Bewertungen und Schuldzuweisungen finden keinen Raum in der Beratung und deine Sichtweisen und Entscheidungen werden respektiert.

Durch die Anwendung dieser Prinzipien schafft die systemische Beratung einen Rahmen, in dem du deine Situation aus neuen Perspektiven betrachten, eigene Ressourcen entdecken und nachhaltige Lösungen entwickeln kannst.

 

Systemtheoretische Grundlagen

Die systemische Beratung wurzelt in verschiedenen theoretischen Ansätzen, die sich mit der Funktionsweise von Systemen und deren Interaktionen beschäftigen. Zu den wichtigsten Grundlagen zählen:

  • Systemtheorie: Die Systemtheorie betrachtet Systeme als komplexe Gebilde, die aus verschiedenen Elementen bestehen und miteinander interagieren. Sie untersucht die Beziehungen und Wechselwirkungen zwischen den Elementen eines Systems und wie diese das Gesamtsystem beeinflussen.
  • Kybernetik: Die Kybernetik befasst sich mit der Steuerung und Regelung von Systemen. Wie reagieren Systeme auf Veränderungen und passen sich ständig an, um ein Gleichgewicht aufrechtzuerhalten? In der systemischen Beratung wird die Kybernetik genutzt, um Feedback-Schleifen und Kommunikationsmuster zu analysieren.
  • Konstruktivismus: Der Konstruktivismus geht davon aus, dass Wirklichkeit subjektiv konstruiert ist. Jeder Mensch erschafft sich eine eigene Realität basierend auf den Erfahrungen, Überzeugungen und Interaktionen mit anderen. In der systemischen Beratung wird der Konstruktivismus genutzt, um unterschiedliche Perspektiven und Sichtweisen zu berücksichtigen.

 

Ablauf einer systemischen Beratung

Der Prozess der systemischen Beratung lässt sich grob in drei Phasen unterteilen:

  1. Auftragsklärung: Zu Beginn geht es darum, ein klares Verständnis für dein eigenes Anliegen zu entwickeln: Was möchtest du erreichen? Welche Erwartungen hast du an die Beratung und an mich? In dieser Phase werden auch die Rahmenbedingungen der Zusammenarbeit geklärt.
  2. Exploration: Im nächsten Schritt wird deine Lebenswelt erkundet. Durch die systemische Beratung werden Muster, Glaubenssätze und Wechselwirkungen sichtbar. Du gewinnst dadurch neue Erkenntnisse über dich selbst und dein Umfeld.
  3. Lösungsfindung: Auf Basis der gewonnenen Einsichten entwickelst du eigene Ideen und Handlungsschritte. Ich unterstütze dich dabei, indem Ressourcen aufzeigt und neue Blickwinkel angeboten werden. Am Ende der Beratung kannst du die erschaffenen Lösungen selbstständig und nachhaltig umsetzen.

Während des gesamten Prozesses nehme ich eine nicht-wissende und neugierige Haltung ein. Ich bin zwar Expertin für die Gestaltung hilfreicher Gespräche, nicht aber für die Lebenssituation meiner Klient*innen – da bist du Expert*in! Durch aktives Zuhören und respektvolles Nachfragen begleite ich dich auf deinem individuellen Weg zur Problemlösung.

Wenn Du neugierig geworden bist und mehr über die Möglichkeiten der systemischen Beratung erfahren möchten, freue ich mich auf eine Kontaktaufnahme. Vereinbare gerne einen unverbindlichen Termin für ein Erstgespräch, in dem wir gemeinsam überlegen, wie ich dich auf deinem Weg begleiten kann.